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Die Geschichte des Schaumburger Hof

Peter Joseph Rhein der Ältere legte am 31. März 1755 den Grundstock zu Godesbergs ältester Gaststätte. Der Landwirt und Weinbauer bot hier den erschöpften, aus Wesseling kommenden Halfen Rast und einen guten, selbstgekelterten Roten gegen Durst. An dieser Stelle sei angemerkt, dass bis nach Bonn hinein Rotweinbau betrieben wurde, der im Jahre 1896 durch den Caprivisischen Handelsvertrag (Billigimport aus Italien) zum Erliegen kam. Nachdem Mensch und Tier geruht hatten, ging es den Leinpfad, den es nur linksrheinisch gab, weiter stromaufwärts zur nächsten Station. Um das Scheuen der Pferde zu verhindern, wurde ihr linkes Auge mit einer Scheuklappe versehen. Wollten die Pferde nun doch auf die andere Rheinseite blicken, mussten sie schon herüberschielen. Daher der Name "Schäl Sick". Nachfolger wurde jetzt Peter Rhein der Jüngere mit seiner Frau, mit der er auch während der französischen Besatzung von 1794 bis 1815 das Gasthaus erfolgreich führen konnte. Deren Tochter Agnes heiratete 1820 Henry Mundorf. Jetzt begann die Blütezeit der Gaststätte "Unter den Linden". Doch vor dem Erfolg kommt der Schweiß. Als Mitte der 30er Jahre nun Dampfschiffe den Rhein befuhren, fürchteten sowohl Mundorf als auch die Halfen um ihr Gewerbe, wenn auch jeder auf seine Weise. Aus Sorge und Wut beschossen sie die vorbeifahrenden Konkurrenten aus Böllern mit spitzen Nägeln. Die Gendarmerie musste ausrücken und für Ordnung sorgen. Nachdem sich die Lage beruhigt hatte, renovierte Mundorf sein Haus, und es wurde ein immer beliebteres Ausflugsziel für Professoren und Studenten der 1818 gegründeten Bonner Universität. Die Intellektuellen übernahmen nun die Stelle der arbeitslosen Schiffergilde. Unter den Studenten befand sich auch Prinz Albert von Coburg-Gotha, den Queen Victoria 1839 unter den Linden kennenlernte und 1840 heiratete

"Die Lindenwirtin Gretchen von Plittersdorf"

Dies war auch die Zeit, in der die Sternstunde Gretchens, der Tochter von Mundorf, begann. Heinrich Heine schrieb begeistert von den "feurigen schwarzen Augen" des Gretchens von Plittersdorf, und Paul Heyse bemerkte, "man verehrte sie als etwas ganz Apartes". Auch das bekannte Studentenlied von der Lindenwirtin, von Rudolf Baumbach 1878 verfasst, bezog sich auf das Gretchen von Plittersdorf. Erst durch Hinzufügung der siebten Strophe wurde es auf Ännchen Schumacher aus Godesberg gemünzt. Aber neben all den Dichtern und Künstlern waren auch die Politiker und Querdenker Gäste des Lindengasthofs.

Stadt und Staatsgeschichte

So versteckte Agnes Mundorf im Sturmjahr 1848 Carl Schurz und Friedrich Hecker. Ebenso besuchte der 99-Tage Kaiser Friedrich III. den Lindengasthof, um sich vom alten Mundorf über den Feldzug unter Napoleon erzählen zu lassen. Auch Prinz Adolf zu Schaumburg-Lippe, der bei den Bonner Husaren diente, war Gast. Ihm zu Ehren benannte Mundorf um 1900 sein neu eingerichtetes Hotel in der Pützstraße. Nach dem Verkauf ging der Name auf das alte Mundorf Hotel über. Aus dem Lindengasthof wurde der Schaumburger Hof. Hier tagte am 5. September 1948 der Parlamentarische Rat, um dem neuen Staat nach dem Krieg eine Verfassung zu geben. Im Schaumburger Hof wurde also nicht nur Stadt-, sondern auch Staatsgeschichte geschrieben.

 
 
 

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