Erstellt am:5.6.13

 Kurfürstenallee: Brunnen „Faun und Nymphe“

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1. Die Bronzegruppe „Faun und Nymphe“

Dr. Walter Haentjes hat sie folgendermaßen beschrieben (GoHbll 17, 1979, S. 18):

„Die Bronzegruppe zeigt uns links, sitzend in gekrümmter Haltung, den römischen Naturgott Faun. Er ist ein häßlicher Alter mit Warzen auf der krummen Nase und mit kleinen Hörnern am Kopf. Seine Beine und Füße sind nicht die eines Menschen, sondern zeigen das zottige Fell und die Hufe eines Ziegenbocks. In den Händen hält er eine Hirtenflöte, auch „Panflöte“ genannt. In stärkstem Kontrast zu dieser Gestalt steht rechts neben ihr die Nymphe, eine unbekleidete Mädchengestalt in erblühender jungfräulicher Schönheit. Sie legt ihre rechte Hand auf die Schulter Fauns und streckt ihr rechtes Bein so aus, daß ihr zierlicher Fuß unmittelbar neben einem der klobigen Ziegenbockhufe Fauns schwebt. Die Augen von Faun und Nymphe schauen sinnend, fragend, vielleicht auch verwirrt auf dieses ungleiche Füßepaar, auf diesen Gegensatz von Häßlichkeit und Anmut.“

2. Die Darstellung in der römischen und griechischen Mythologie:

In der römischen Mythologie ist der Faun ein Wald- bzw. Hirtengott. Der Gott ist ein Mischwesen: halb Mensch und halb Ziegenbock, daher weist er Hörner und Bocksfüße auf. Die Nymphe ist ein Naturgeist und Beschützerin von Quellen, Bäumen, Bergen usw.

Da die römische Mythologie weitgehend der griechischen Mythologie entlehnt ist, heißt dort der entsprechende Gott „Pan“ und die Nymphe ist sogar eine niedere Gottheit. In der griechischen Mythologie ist auch die Geschichte von der Entstehung der Panflöte zu finden. Danach stellte Pan einer Nymphe nach, die floh und – von einer Göttin beschützt – in ein Schilfrohr verwandelt wurde. Daraus schnitt sich Pan eine Flöte und spielte seine (traurigen) Lieder. [Panflöten sind in vielen Kulturen seit 6.000 Jahren nachgewiesen.] Auf Pan ist auch unser viel benutztes Wort „Panik“ zurückzuführen, da das plötzliche Auftauchen des Gottes die Herden in „panische“ Schrecken versetzte.

3. Der Künstler Wilhelm Neumann-Torborg

Er wurde am 24.8.1856 in Elberfeld als Sohn des Lehrers Wilhelm Neumann geboren. Seine Ausbildung erhielt er in Elberfeld, Kreuznach und Berlin. Von 1885 bis 1892 lebte und arbeitete er in Rom und die spätklassizistische Brunnengruppe ist von diesem Romaufenthalt geprägt. Nach der vom Steinmetz Naundorf entdeckten Inschrift am hinteren Sockel der Bronzegruppe erfolgte die Vollendung erst 1900 und nicht bereits 1892 wie bisher angenommen. Da der Künstler  bereits am 31.12.1917 starb und viele seiner Kunstwerke im 2. Weltkrieg zerstört wurden, hat Bad Godesberg das bedeutendste erhaltene Meisterwerk von ihm aufzuweisen.

4. Die Stifterfamilie von der Heydt

Der 1806 in Elberfeld geborene Bankier Carl von der Heydt erwarb 1861 das ehemalige kurfürstliche Theater an der Redoute und starb hier 1881. Sein Enkelsohn Karl von der Heydt, der öfter seine Ferien hier verbrachte, während sein Großvater das griechische Neue Testament übersetzte, baute 1890–1893 das Schloss Wacholderhöhe, heute Internat „Stella Rheni“ des Aloisiuskolleg. Karl von der Heydt war gleichfalls Bankier und Mäzen vieler Künstler. Er gab Neumann-Torborg den Auftrag für die Bronzegruppe 1912 und stellte den Brunnen in den Park seines Schlosses. Der am 31.7.1858 in Elberfeld geborene Karl von der Heydt starb bereits am 22.8.1922 in Godesberg. Seine Witwe zog dann in das Haus an der Redoute und später auch deren Tochter Gerda de Weerth, die den Brunnen 1970 Godesberg schenkte und 1995 im 101. Lebensjahr starb.

5. Die Umsetzung des Brunnens durch den Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V.

Der Brunnen stand bisher vor dem Haus an der Redoute und konnte dort an dem wenig ansprechenden Platz nicht betrieben werden. Der Heimatverein sorgte mit Unterstützung der Stadt Bonn für die Umsetzung dieses Meisterwerks und trug die reinen Umsetzungskosten von rd. 7.000 €. Der neue Standort zwischen Redoute und Haus an der Redoute lässt den Brunnen erst voll zur Geltung kommen und trägt zur weiteren Verschönerung der Redoute und ihrer Umgebung bei.

Der Brunnen trägt eine Plakette mit folgendem Wortlaut: „Faun und Nymphe“ von Wilhelm Neumann-Torborg 1892 geschaffen. Der Brunnen stand einst im Park des Schlosses Wacholderhöhe (seit 1927 Aloisiuskolleg) der Familie Karl von der Heydt, die ihn Bad Godesberg schenkte.

Der Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V. hat in Dankbarkeit 2013 für die Umsetzung und Inbetriebnahme des Brunnens gesorgt und die Brunnenpatenschaft übernommen.

Zur Ansprache des Vorsitzenden Martin Ammermüller, >>mehr

 
   
   
   
 

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